Monatsarchiv: Februar 2010

überfluss

Dieser Text enthält zweimal das Wort Enthaltsamkeit. Enthaltsame oder frigide Menschen könnten also an ihm, dem Text, einen gewissen Reiz entdecken.

Was passiert, wenn man zuviel sieht und wenn man zuviel sehen möchte? Was passiert, wenn man zuviel hört und zuviel hören möchte? Was passiert, wenn man zuviel erlebt und zuviel erleben möchte? Ich glaube es passiert gar nichts, denn man bleibt ja immer noch derselbe. Denkmuster verändern sich langfristig, aber auf ein Jahr gesehen, bleibt man doch derselbe. Was mir schon länger nicht mehr in den Sinn gekommen ist, ist die Tatsache, dass arte – der deutschfranzösische Fernsehsender mit dem gelben Untertitel, der zumindest in Deutschland immer gelb war – ein sehr interessantes Fernsehprogramm bietet, so lernt man dort Neues über Punk/Metalarten. Ein japanischer Gitarrist erzählt, dass seine Mutter in der Stahlfabrik seines Vaters arbeitet und er selbst auch während Tourneepausen dort schafft, wie man so sagt inner Palz, es sei also sein zweiter Metal-Beruf. Dieser Punkt brachte mich zum Grübeln über Größeres. Um was geht es also im Leben? Denn davor kam ein Bericht über Twilight und die darin enthaltene Enthaltsamkeit also nicht_Sexualität. Dieser Lebensstil, verkörpert in äußerst erfolgreichen Vampir-Büchern, brachte mich zur Erkenntnis, dass es im Leben um Technik und Zwischenmenschliches geht. Ein Endprodukt unter vielen ist die Musik. Sie zu erschaffen und zu konservieren erfordert einen Haufen menschlicher Arbeit und noch mehr menschliche Arbeit die als versunkene Kosten in der Technik stecken. Herrgott Mankiw, was hast du aus mir gemacht? Besonders schön in der Musik ist die Chromatik, also Halbtöne an Stellen, an denen man keine erwartet. Hier in chronologischer Reihenfolge drei schöne Beispiele für Chromatik: Arlésienne Suite #2 von Bizet, Wagner allgemein und natürlich Eishockeystadion-Publikums-Aufheiterungsmusik.

Ein paar ungeordnete Fragen zum Schluss:

1) Wieso sind japanische Filme entweder verdammt blutig oder verdammt kühl? Wieso wirkt Tokio trotz Millionen von Menschen nie hektisch?

2) Wieso bemerkt man so selten, dass die Luft auch etwas ist, also, dass da nicht nichts ist? Mir wurde das erst bei Nebel und Bäumen klar, da kam ich mir vor, wie in einem künstlich geschaffenen Raum in einem PC-Spiel.

3) Wieso gibt es ein paar Konstanten im Leben, die sich praktisch nie ändern und wenn sie sich doch ändern, dann ist das Weltbild zerrüttet? Das Schicksal ereilte mich diese Woche, als ich ein paar Tage in einer Jugendherberge verbringen durfte. Jugendherbergen waren immer ein Ort der Enthaltsamkeit und des Friedens. Klar die Schülergruppen, die ihren Betreuenden dort hin folgen, tragen allerlei frivole Geschichten aus, aber echte Abgründe gibt es dort doch nicht. Auch wenn ein bisschen rebelliert wird, mit Alkohol gegen die Betreuenden, mit Tabasco im Früchtetee der Caféteria oder mit unfairen Kantenschlägen beim Rundlauf, morgens verschlafen, abends zu spät ins Bett gehen, vielleicht ein bisschen fummeln, aber das wars doch auch schon was an schlimmen Dingen passiert, echte Schicksale finden woanders statt. Dachte ich zumindest, bis mich der rumknutschende Zivildiener mit einer älteren Dame aus dem Konzept gebracht hat. Auch die echten Menschen, die dort arbeiten sind nur Menschen und keine Engel. Sicherlich unterstellt niemand, dass in Jugendherbergen (zumindest in pfälzischen Landen gelegene) Wesen mit Flügeln herumschweben, den Teekanister immer schön auffüllen und abends immer schön darauf achten, dass niemand lärmt, aber wer den Beruf Herbergsvater sein eigen nennen darf, dem darf doch bitte schön ein gewisser Grad von Gutmenschentum unterstellt werden.

Mythos Blasmusik – LaBrassBanda in Konstanz

Da haben sie sich und das Publikum also doch verzaubert. Ganz am Ende des Konzerts, als die fünf Jungs oben auf dem Balkon mitten im Publikum standen und ihren Abschlusstitel (ein Choral, eine Meditation? Ich weiß es nicht mehr) präsentierten, Sekunden nachdem sie wie Moses und die Israeliten die Menge im ausverkauften KULA vor sich geteilt hatten und zum Anfassen nahe waren. Sie bliesen und schauten glücklich in die Menge, denn sie wussten, dass sie alles gegeben und alles bekommen hatten.

Keine zwei Stunden netto haben sie geblasen und getrommelt, gezupft und getanzt, gesungen und gejodelt, getrunken und Kondenswasserklappen-zum-Abfluss-geöffnet, bei all der Action auf der Bühne ging die Zeit deshalb sehr schnell rum. Denn kaum hat man sich reingehört in den Sound, der wohl irgendwo zwischen Blechtrio, Funky-Pop, Reggae und Ska zu verorten ist, war das erste Weißbier schon getrunken und die ersten Milliliter Schweiß den Rücken schon runtergelaufen. Das man sich überhaupt bewegen konnte, war eigentlich ein Wunder. Es war sehr voll und typisches KULA-Publikum vorhanden: Weit über 30 und 40, wahrscheinlich Abonnennt der SZ oder der ZEIT und die Kinder gerade aus dem Hause. Doch die Jungen vertrieben die Alten sehr schnell weg von den ersten Reihen, denn es wurde wie wild getanzt und gepogt, in der ersten Hälfte auf etwa einem Achtel der Tanzfläche, in der zweiten Hälfte praktisch überall, aber es gibt ja zum Glück die bereits genannte Veranda in der einzigen tauglichen Live-Konzert-Lokation in Konstanz. Stefan der Frontmann und Trompeter (Kornettist, Euphoniumist) bemerkte stolz, dass es selten vorkäme, dass der ganze Club so abgeht, wie hier. Aber selbst wer sich nicht rumschubsen lässt, anderen Leuten auf die Füße tritt und dabei noch Spaß hat, wurde angesteckt von der guten Laune, die sich von der Bühne entfaltete. Kleine schauspielerische Einlagen als i-Tüpfelchen, Musik die sofort in den Körper fährt, also Biermösl-Blosn für die Generation myspace.com, bloß ohne Stoiber-Witze.

Fazit: Eine aufstrebende aber nicht unbekannte Band (schließlich hört der Aufmerksame ihre Musik im Trailer des neuen Doris Dörrie Films zeigt wo sie herkommt und was sie für Musik hört, trifft dabei die unglaublichsten Töne mit einer spielerischen Präzision, dass es einfach nur Spaß macht. Am liebsten wären uns allen noch ein paar Stunden mehr gewesen, doch irgendwann ist jeder Bläser abgeblasen und quälen wollen sich die Oberbayern aus ÜBERchiemSEE ja nicht mehr. Ihnen geht es um den Spaß und um die gute Zeit  für Publikum.

Die olympischen Winterspiele

So richtig überzeugt war ich von den olympischen Winterspielen auch als Kind nur wegen meines Kindseins. Und so ist es auch dieses Jahr. Ein möglicher Grund könnte die enorme Zeitverschiebung sein, sodass mir aufgrund meines studentischen Tagesablaufes tatsächlich nichts anderes übrig bleibt, als immer nur Langlaufwettbewerbe (live) oder Highlights von Langlaufwettbewerben (nicht-live) zu gucken.

Snowboardcross vs. Rodeln

Wenn mal eine interessante Sportart kommt (Curling zb), dann spielen die so unaufgeregt, dass man gleich wieder wegschalten und schlecht erzogene Kinder in der amerikanischen Wüste beglotzen möchte. Snowboardcross hingegen, eine Sportart, die mehr gewürdigt werden müsste, ist sehr sehenswert. Denn sie bietet dem Zuschauer spannende Unterhaltung: Etwas Körpereinsatz, unmittelbare Konkurrenz, mittelhohe Geschwindigkeiten und hin und wieder eine überraschende Wendung, wenn z.B. das Board zu weit überdreht und der Führende auf den letzten Platz abrutscht. Dieser spannende Wettkampf lief ganze 10 Minuten in der ARD, dann war wieder irgendein Rodelwettbewerb dran. Was alles schlecht ist, im Vergleich zu Snowboardcross ist offensichtlich: Kein sichtbarer Körpereinsatz für Richtungsänderungen, keine direkte Konkurrenz, viel zu hohe Geschwindigkeiten und bis auf extreme Unfälle keine Wendungen. Wenn man hier schlecht startet, kann man sich die Medaille abhaken. Selbst mit digital eingezeichneten Optimallinien und allerlei „Statistiken“ (oder was man in Deutschland unter Statistik versteht), hat glaube ich nur für ein extrem abgegrenztes Publikum einen hohen Unterhaltungsfaktor. Natürlich könnte man an dieser Stelle Verschwörungstheorien spinnen, die da behaupten, dass der Deutsche Eiskanalverband die Öffentlich Rechtlichen Rundfunkanstalten (Endlich ohne Kerner) schmiert, also wie der Mövenpick die FDP.  Aber was hat der DEV davon? Bobfahren als Schulfach? Auch wenn wir Deutschen da in der Eisröhre erfolgreich sind, langweilig ist es auf Dauer trotzdem.

Shorttrack vs. Eisschnelllauf. Oder was macht die Deutsche Polizei da auf dem Eis?

Und auch Eishockey (GER-SWE) hat mich nicht vom Hocker gehauen. Der Puck ist im Fernsehen nicht zu sehen, andauernd klatschen gepolsterte Männer gegen Plexiglas und wenn sie zu schnell geklatscht sind, dann muss der Schubser vom Feld. Deutschland hatte zwar mit zwei Pfostentreffern auch Pech, aber trotzdem kein Vergleich zu Handball im Fernsehen, da gibt’s wenigstens etwas Haut zu sehen. Am besten fand ich noch die Shorttrack-Wettbewerbe. Dass die Koreaner hier dominieren, kein Wunder, so ne künstliche Sportart ist perfekt für ein Land mit mehreren Fernsehsendern, die nur Computerspielkämpfe übertragen. Shorttrack-Wettbewerbe eignen sich gut für das Fernsehen, denn fast alle Bedingungen wie beim Snowboardcross sind gegeben: Fünf Kontrahenten gemeinsam auf dem Eis, enge Kurven, Stürze, Taktik, kurze Strecken. Bei Eisschnelllauf: Ganze zwei Fahrer über ne halbe Stunde, eine davon kommt aus Nordkorea, damit wenn sie wieder von der holländischen Weltrekordlerin überrundet wird, die Kommentatoren gleich den sportlichen Weltfrieden herbeischwören können. Doch sollte man bei Shorttrack fähige Kommentatoren vor das Mikrofon setzen. Der deutsche Sprecher  ist das nicht: Er hat praktisch nicht über den Wettkampfverlauf geredet, sondern mehr davon, dass ein achter Platz vom mehrfachen deutschen Meister (der im damaligen Vorlauf von Platzt auf Platz vier abgerutscht ist) bei den letztjährigen Europameisterschaften in Ljubljana ein großer Erfolg war und dass man (also er) es jetzt hier ruhig angehen lässt, schließlich ist es das letzte  Turnier in seiner langen Karriere und die lässt er nun ausklingen. Ganz super, das ist Olympia, das ist der sportliche Gedanke: Mögen die anderen gewinnen. Naja aber die Shorttracker erinnerten mich dank ihrer Helme an deutsche Polizisten auf dem Fahrrad, denn nur Vorbild kann sein, wer auch Helm trägt.

Geht es per Email?

Es geht per Email! Das könnte der Beginn einer langen Freundschaft sein.

Hello world!

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hello world

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nachdem ich es endlich geschafft habe wordpress.org von wordpress.com zu unterscheiden, geht es auch schon los. Ich freue mich. Dieser Blog soll dazu dienen mein Leben im Ausland zu dokumentieren. Jeder der lesen will darf lesen. So es nun ziemlich spät ich gehe schlafen, denn am Freitag wartet M.B. mit ein paar Dutzend Fragen auf mich!