Monatsarchiv: November 2011

Die rote Sonne ist untergegangen.

Tja, nun ist Japan endgültig um. Das muss ich seit gestern Abend zugeben, als ich mit California Sushi Rolls (Avocado und Hühnchen!!) auf Mount Eden saß und mir den Sonnenuntergang gegeben habe. Auch wenn ich noch wegen der Verballhornung der kulinarischen Seele Japans ein schlechtes Gewissen hatte, ist mir spätestens dann bewusst geworden, dass es vorbei ist. Sehr schade, ich wäre gerne länger dort geblieben. Ich kann jedem (!), der die Möglichkeit dazu hat, empfehlen dieses Land zu besuchen. Egal welcher Typ Reisender man ist, ob man auf der Suche nach schönen Landschaften, abgefahrenen Wanderwegen und ursprünglicher Natur ist, ob man sich mehr mit den Leuten und gesellschaftlichen Komplexen[1] beschäftigen möchte, ob man sich die bescheuertsten Gadgets kaufen möchte, ob man japanisches Fernsehen[2] schauen möchte oder ob man an Kunst und Kultur interessiert ist, jeder kommt auf seine Kosten. Weiterlesen

Über Mobilität zu reden, das fällt mir anheim.

Ich bin zwar schon seit ganzen zwei Nächten und Tagen in Neuseeland, doch weil ich geistig Japan nachtrauere, wird dieser Bloggeintrag sich mit Japan, genauer gesagt mit dem japanischen Transportwesen beschäftigen. Ich möchte mit diesem erklärenden Sätzchen nur keine falschen Hoffnungen schüren und keineswegs sinnlos Zeilen verplempern, denn ich sitze in einem Supermarkt irgendwo in Auckland zwischen dem Stadtteil „Ponsonby“ und der „Queens Street“ und neben mir sitzt einer, der riecht etwas seltsam und tippt schon ne ganz Weile komische Sachen in den Computer, ich glaube er hat irgendein juristisches Problem mit seiner Arbeitsstelle, daher fange ich jetzt an, das abzutippen, was ich schon vor ein paar Tagen notiert hatte: Weiterlesen

Erwachen heiterer Gefühle bei der Ankunft auf dem Lande

Bis in die Dusche konnte ich die Kälte der Nacht spüren: Der Wasserdampf derer, die vor mir aufgestanden waren, hatte das recht große Bad auf eine angenehme Temperatur gebracht. Auch war der Boiler noch nicht leer, sodass ich mich wie in einem Sento (siehe Epilog letzter Beitrag), also auf einem kleinen Plastikschemel sitzend, schön warm duschen konnte. Als ich dann beim Einseifen das Duschgel in meine Handinnenfläche drückte, erinnerte mich schlagartig an den eiskalten Raum, in dem ich die Stunden zuvor geschlafen hatte. Nicht, dass ich in dieser Nacht gefroren hätte, dazu hat meine Gastfamilie zu gut vorgesorgt: Der Futon war dick und die Decken auch. Allein die kurze Zeit zwischen dem Verlassen des gemütlichen, aber leider etwas nach Zigarettenrauch stinkenden Bettlagers und dem Betreten des Bades, also als ich das tolle dünne Handtuch aus dem Rucksack kramte und über das eiskalte Parkett huschte, versetzte mich in ein leichtes Frösteln. Mich wunderte nur, dass ich meinen Atem noch nicht sehen konnte. Ich hatte mein Duschgel natürlich nicht irgendwie vorgewärmt. War auch gut so, sonst hätte ich mich a) nicht an die Kälte, die über Nacht in meinen eigenen Schlafraum einkroch denken müssen und deshalb b) für diese Geschichte keinen so schwülstigen Einstieg gehabt. Also in Kürze das wichtigste Ereignis des Morgens: Flashback durch gelb leuchtendes Reinigungsmittelkonzentrat. Weiterlesen

Naoshima

Und ganz am Ende stand der gelbe Kürbis. Er fühlte hier draußen an der Inlandsee zum ersten Mal das, was er sich so lange für seine Reise erhofft hatte: Intellektuelle Stimulation umgeben von fast unberührter Natur, dazu ein leichter Nieselregen, der sanft auf die Kapuze trommelte. Er fühlte sich gestärkt und gesättigt und erst etwa eine Stunde später, als er immer noch auf den leeren Straßen wanderte, auf dem Weg zu den Außeninstallationen, die Künstler auf dieser Insel errichtet hatten, erreichte ihn wieder das sanfte Hungergefühl, das Westler wie ihn nach der Einnahme einheimischen Essens überkommt.  Weiterlesen

Selbst in guten Vorahnungen wird fleissig abgeschweift

Gerne waere ich Gespraechsstoff fuer das GoetheInstitut und das deutsche Generalkonsulat in Osaka geworden. Gerne waere ich Protagonist einer Geschichte gewesen, in der es am Ende heisst: „Ach, er war ja so ein netter Kerl, aber so muede von der anstrengenden Nacht, unser Kaffee hat ihn sicherlich wieder auf die Beine gebracht.“ Doch so kam es nicht und die einsamen Leben deutscher Beamter bleiben so anekdotenlos wie die Leben anderer bemitleidenswerter Gestalten, die sich ihr Schicksal so selbst ausgesucht haben.

Alles begann damit, dass Zuege ausfielen. Ja, die japanische Eisenbahn (JR East) hat auch Probleme immer alle puenktlich und ohne Ausfaelle ans Ziel zu bringen. Auf unbestimmte Zeit fuhren auf der von mir anvisierten Strecke (und Gegenrichtung) keine Zuege mehr. Weiterlesen