Monatsarchiv: Oktober 2011

Asterix – Die ganze Wahrheit (UPDATE: Ganz am Ende (Weihnachtsmärkte))

Es gibt einen sehr schönen Film namens Eschatology auf der Website www.jacobmendel.com anzuschauen. Er handelt, wie der Name andeutet von den letzten Dingen. Ich habe ihn nicht verstanden, aber er ist sehr schön. So wie die meisten Dinge sehr schön sind, ohne dass man ihren tieferen Sinn versteht. Doch obliegt es anderen Binsenweisheiten zu dreschen, ich brauche für diesen Blogeintrag erst einmal einen Aufhänger und das sind nun mal die letzten Dinge. Selten konnte ich mich auf eine Sache so gut vorbereiten, wie auf meine baldige Abfahrt aus Deutschland in Richtung Osten. Vielleicht noch auf den Tod beider Großväter, wobei die jeweilig herrschenden Umstände nicht unterschiedlich hätten sein können, aber eine gewisse Zeit vor dem Ableben war jeweils vorhanden. Vor meinem ersten und zugleich letzten großen Aufenthalt außerhalb Deutschlands hatte ich praktisch keine Zeit die letzten Dinge mit einem gewissen Bewusstsein zu tun. Das war in den vergangenen zwei Monaten anders. Eine Zeit in der ich „eigentlich“ nichts zu tun hatte (und deshalb gern gefragt wurde, was ich denn so triebe), eine Zeit in der außer einer Woche Leichtathletik-WM kein großes Sportereignis tagtäglich über den Bildschirm flimmerte und eine gewisse Konstanz in mein Leben bringen konnte, aber trotzdem eine Zeit, die schneller verging, als so manche mühselige Wochen, in denen trotz vollgepackter Terminkalender kein Ende in Sicht war. Das lag sicherlich daran, dass ich es genoss, nach getaner Bachelorarbeit am See meine Heimat zu genießen, die Toskana Deutschlands, die symbadische Seite Mannheims, die Gegend, deren Existenz durch vier Dinge geprägt werden: BASF, Helmut Kohl, Daniela Katzenberger und den Tatort. Den Tatort mögen andere Städte auch haben und sie noch viel mehr prägen, tatsächlich fällt mir ein auf dem Wurstmarkt geführtes Gespräch mit zwei „Münsterranern“ über genau dieses Thema ein, aber ich kenne keine andere Stadt, deren Namen so mit einer Persönlichkeit verknüpft und eine Persönlichkeit, deren Namen so mit einer Stadt, einem Ort verknüpft ist. In Leipzig mag zwar Johann Sebastian Bach seine besten Tage gehabt haben, aber und das lernte ich alle Jahre wieder im Musikunterricht wirkte er auch in Ohrdruf und Köthen, sodass sich diese besondere gegenseitige Verbindung Ortsname-Person nicht herstellt, wie eben bei Kohl und Oggersheim. Weiterlesen

(SPOILER) Lars von Trier: „Melancholia“ (SPOILER)

Der Respekt vor der Sache von der er keine Ahnung hat, veranlasst den Autor dieser Zeilen nicht das Bild zu verwenden, das er gerne verwenden würde um zu beschreiben was er vor wenigen Stunden erlebt hat. Ich meine „Ying und Yang“, die sich gegenüberstehenden, miteinander verbundenen und sich ausgleichenden Komponenten eines Ganzen. Symmetrie, Gleichgewicht, eine Waage, ebenso treffende Synonyme, nur philosophisch weniger aufgedunsen. Die Gesamtheit durch nur zwei Dinge herzustellen, geschieht im menschlichen Leben relativ selten: Erzählungen und wissenschaftliche Arbeiten bestehen aus einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Schluss, ein leckeres Essen aus Vorspeise, Hauptgang, Nachspeise, Unterhaltungen aus Smalltalk, Hardtalk, Verabschiedungsritual. Aber die Oper, die künstlichste aller Kunstformen, die schafft auch in zwei Akten zu erzählen: Zum Beispiel Mozarts „Don Giovianni“, natürlich mit einer vorangeschobenen Ouvertüre. Und genau so ist auch bei Lars von Triers „Melancholia“. Auftakt, Teil 1, Teil 2. Vollkommen symmetrisch in der formalen Anordnung, vollkommen symmetrisch in der erzählten Handlung, vollkommen symmetrisch in den komponierten Bildern: Zwei Schatten von Himmelsgestirnen, einer von links und einer von rechts. Zwei Frauen, die eine psychisch labil und im wahrsten Sinne des Wortes nicht gesellschaftsfähig, die andere ganz ohne Macken und ein wichtiges Rädchen in ihrem Umfeld. Dass die eine vollbusig und blond, die andere dunkelhaarig und hager ist, tut nichts zur Sache und wird als zufälliges Faktum erwähnt. Und dann die Musik: Erbsenzähler mögen nun ihr Tagewerk vollbringen und Filme heraussuchen, die gleiche Klänge liefern, wie Lars von Trier. Aber der sogenannte „Tristanakkord“, der die immer wiederkehrende Filmmusik einleitet und irgendwo in den Sphären zwischen Dur und Moll zwischen allen Tonarten schwebt, ist der Ausdruck dieses Films. Er ist weder heiter, noch bedrückt er direkt, der Schmerz kommt erst sehr spät, aber dann gewaltig. Der Ton kommt erst aus dem Nichts und ist plötzlich da. Begreift man die Musik, ist es für den Widerstand schon zu spät, das eigene Leben siecht langsam dahin und es gibt nur noch ein letztes dramatisches Aufbäumen in der Sehnsucht nach Liebe. Weiterlesen