Mobil sein in Riyadh ist keine Entscheidung mit großer Wahlfreiheit. Denn entweder man besitzt ein Auto oder man braucht ein Taxi. Im Falle meiner Arbeitsstätte am TTC (Technical Trainers College), einem Institut zum Heranziehen von Berufsschullehrern, haben wir so ein Mittelding. Kleinbusse, die aber wie Taxen, bloß ohne Trinkgeld, benutzt werden können. Aber sonst stößt man auf die genante Dichotomie.
Morgens zur Arbeit und meistens auch zurück, fahre ich mit einem privat angeschafften Auto, eines deutschen ca. 60 jährigen Lehrers, der auf SriLanka wohnt. Er hat sich noch nicht wirklich an den chaotischen, aber entspannten Verkehr angepasst und wird es m.E. auch nicht können. Ich versuche mich immer zu entspannen, aber sein Fahrstil macht keinen Spaß. Als er unlängst bemerkte, dass im saudischen Dialekt des Arabischen wohl keine treffliche Übersetzung für vorrausschauendes Fahren zu finden ist, pflichtete auch ihm aufrichtig bei, doch besitzt er diese wichtige Eigenschaft leider auch nicht. Es bleibt wohl meiner Phantasie überlassen, mir auszumalen, wie in richtigen Rennboliden die Pedale und die Körper der Insassen malträtiert werden. Doch fährt er sicher und es kostet nichts.
Hingegen ist das Taxifahren eine kostenintensive Angelegenheit. Natürlich weit unterhalb von deutschen Preisen, die das regelmäßige Taxifahren erst zu einer regelmäßigen Angelegenheit machen, wenn man beispielsweise einen Lufthansa-Senatorstatus und eine BahnCard100 1. Klasse besitzt. Natürlich bringt einem die Zusicherung eines exklusiven und bestimmt gemütlichen Aufenthalts am Flughafen bei Fingerfood und Pepsi nicht viel, ebenso kann das entspannte Zugfahren mit Essen am Platz nicht stattfinden, wenn man jenseits des ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr) sein Domizil hat und so den nächstgelegenen Bahnhof nicht erreicht, ABER diese Beispiele sollten ja lediglich die finanzielle Liquidiät visualisieren, die eben für die Inanspruchnahme des Taxibetriebs in Mitteleuropa notwendig ist.
Verallgemeinert lässt sich sagen, dass jede Taxifahrt zwischen 4 und 6 Euro kostet. Unabhängig von der Strecke. Man verhandelt zwar im Vorfeld etwas über den Preis, aber in aller Regel fängt der eine bei 3 und der andere bei 7 an oder man lässt gleich das Procedere hinter sich und setzt sich ins Taxi, weil man wegen 50 Cent keine schlechte Stimmung während der Fahrt erzeugen will. Das symbolische Verlassen der Preisverhandlung, also die Drohung ein anderes Taxi zu nehmen hilft aber nur, wenn die Taxifahrer nicht wie ein Kartell rumstehen und den überteuerten Einheitspreis wollen. Warum das Taxameter angestellt wird, weiß ich auch nach einem knappen Dutzend Taxifahrten noch nicht, es zeigt am Ende der Fahrt einen viel zu hohen Preis an, der weder von Dienstleister noch Kunde beachtet wird. Für mich ist er aber ein Indiz wie gut der vereinbarte Preis wirklich ist. Zeigt das kleine Kästchen mit den auch in Saudi-Arabien rot erleuchteten Lettern einen 1,7 bis 2fachen Betrag des am Ende zu bezahlenden Entgelds an, ist das ein guter Proxy für meine bescheidene Verhandlungsmacht.
Die Streuung an des Fahrpreises ist gering, so auch die Qualität der Taxen, mag man vermuten. Weit gefehlt. Saubere Taxen und gemütliche besitzen die Pakistaner, schäbige und verdreckte die Saudis. Als wir letzt mit dem Privatauto eines jungen saudischen Kollegen nach Hause gebracht wurden, entschuldigte der sich mit den Worten:“Sorry for this mess, but you know I don’t have a wife!“ Daher sage ich: Vergesst das vorausschauende Fahren, implementiert doch erst einmal Emanzipation!
Veröffentlicht unter Riad