Monatsarchiv: Oktober 2010

Nur Shaun das Schaf, ist Shaun das Schaf!

Eine Reise fördert immer das Innerste eines jeden Menschen zu Tage. Auf der Arbeit kann man sich unter Einschluss der Mittagspause 2x4Stunden lang verstellen, aber wenn’s am Wochenende weg geht, brichts aus jedem heraus, so wie jeder ist, dann wird soviel geraucht, dass man jede Sekunde auf den Schornsteinfeger wartet, der mit seinem Fahrrad um die Ecke flitzt. Ich war ziemlich irritiert, als ich jetzt am Wochenende so ziemlich alle meine Leute habe rauchen sehen, doch so ist das: Kollegen sind keine Freunde.

Nichtsdestotrotz habe ich einen tollen Einblick in den wilden Balkan bekommen, der mit der Partymetropole Belgrad zwar nicht verzaubern, aber wie ein Überraschungsei, das klein und ziemlich überteuert ist, doch auch süße Momente bereit hält, überraschen kann. Doch bevor wir die Alufolie von der Schokolade lösen, diese an der Sollbruchstelle knacken und zur Zusammenbauanleitung vordringen, die aus dem Eigelb poppt, muss ein Mysterium behandelt werden, dass mich schon längere Zeit beschäftigt. Und Bitte: Weiterlesen

Mysteriöse Sophia!

Es gibt Dinge, die mich nachdenklich machen. Zum Beispiel wenn man den eigenen Eltern erklärt, dass sie bitte Lesestoff mitbringen sollen, weil das Angebot an deutschen Zeitungen in Bulgarien begrenzt ist und man sich schwupdiwups in der Lage sieht, das ADAC-Magazin „motorwelt“ auf seinem Bett liegen zu haben. Habe ich mich so verändert oder klang ich im Skype  etwa so verzweifelt, dass sie mir so etwas mitbringen müssen? Sehe ich so lesenotgeil aus? Keineswegs fühle ich mich so, schließlich habe ich noch 2 1/2 zu lesende Bücher vor mir und profitiere immer noch vom unverschlüsselten Internetanschluss der Nachbarn unter uns. Außerdem lese ich nicht nur daheim, sondern so oder so jeden Tag auf der Arbeit Nachrichten, meistens im Internet, aber wenn mal die Kollegen etwas übrig lassen[1], habe ich auch nichts gegen das gedruckte Wort. Weiterlesen

Flüge nach Neuseeland zu buchen ist kompliziert!

Eine Ansammlung von Dingen an denen man erkennen kann, dass man in einem Restaurant in Bulgarien sitzt.

1. Als Nichtbulgare wird man sofort entlarvt. Heute hatten wir aber zur Abwechslung mal keine englischen Speisekarten, sondern ausschließlich italienische! Egal in welcher Sprache auch immer, kürzer als 20 Seiten und 300 Gerichte, ist keine. Dafür sind die branntweinhaltigen Getränke um 25% größer und dabei um 50% günstiger.

22. Das Klo ist immer versteckt, man muss immer danach fragen wo es ist. Die Strategie gegen heranwachsende herumstreunende Mädchen, die unerlaubt das Klo benutzen wollen ohne ein kleines Wasser zu bezahlen, bezeichne ich als gelungen.

333. Es läuft immer Musik, die man kennt. Egal ob Oldies oder Pop aus den Neunzigern. Einzige Ausnahme: „no parlo americano“. Ebenfalls zum Halshausrängen.

4444. Wo Salat drauf steht ist nicht unbedingt Salat drin. Rohe Tomaten als Salat, Tsatziki als Salat oder ein Haufen Croutons als Salat, alles ist möglich.

55555. Die Bedienungen scheinen auf das „Danke, hat gut geschmeckt“ keinen besonderen Wert zu legen. Denn sie entfernen unmittelbar nach dem Aufpicken des letzten Stücks den leeren Teller, während der Gast noch kaut. Am Anfang betitelt man dieses Verhalten als „aufmerksam“, irgendwann wirkt es affig.

Oh nein. Kein schöner Schluss. Aber das ist Sofia im Regen auch nicht. Die Metro ebenso wenig, denn ist zum Teil mit Holzimitat verkleidet. Nicht so scheußlich wie die Amtrack-Züge, die durch Saudi-Arabien tuckern, aber die Atmosphäre bezeichne ich jedesmal als „sowietisch“! Übrigens erzähle ich sowieso immer daselbe. Weiß nie wem ich schon was erzählt habe und wer welche Witze schon wie häufig gehört hat. Was Spontanges kommt eigentlich nur mit meinem Mitbewohner zusammen. Auch wenn er im Stehen pinkelt, ist er für solche Scherze immer zu haben. Sonst kann man ja nur mit alten Bekannten auf Stehempfängen Schwachsinn fabrizieren, aber wenn zwei Gleichgesinnte sich treffen, dann ist kein Halten mehr. Oh nein, wieder kein schöner Schluss. Ich kann aber nicht mehr. Meine Fähigkeit zum reflektieren ist vorbei. Ich bin leer wie ein Marmeladenglas an dem nur noch Reste kleben. Ich glaube es muss richtig gewaschen und neu befüllt werden. Oh Mann! Gee wizz!! Kruzifix!!!

PS: Einfach herrlich dieser plumpe Etikettenschwindel!

Der Aufreger am Rande

Das Lernen neuer Wörter ist spannend, man erschließt sich neue Zusammenhänge und vielleicht wird etwas klar, was vorher eher trüb und schleierhaft war. Vokabel lernen hingegen ist schrecklich. Da hat man dann Wörter wie „wie“ oder „oder“ und meinetwegen auch „dazu“ zu lernen und muss sie von „als“, „und“ und „dabei“ unterscheiden können. Das ist kein Spaß, besonders im Fremdsprachenunterricht in der Schule, wenn es immer Streber gibt, die das daheim mit Mutti geübt haben. Besonderen Spaß habe ich hingegen, und das war der eigentliche Sinn des ersten Satzes, wenn ich ungehörte Wörter der deutschen Sprache zum ersten Mal vernehme und ich mich von meinem Intellekt fragen lassen muss, wie ich denn bisher ohne dieses oder jenes Wort habe leben können. Zwei Beispiele: Das erste ist ein echtes deutsches Unikat, in Ansätzen steif, aber auch von sanfter Eleganz, deshalb schimmert es beim genauen Hinsehen. Das zweite ist sach- und trefflich. Weiterlesen