Monatsarchiv: September 2019

Once Upon a Time in Hollywood (und Rachmaninow)

Bei den vier Klavierkonzerten Sergej Rachmaninows lässt sich schön beobachten, wie komplexer die Stücke von Stück zu Stück werden. #1 ist schnörkellos und direkt, trägt es aber bereits die Handschrift des russischen Meisters. #2 ist ebenfalls recht zugänglich in der Form, wartet aber in allen drei Sätzen mit erhabener Virtuosität und den ganz großen Emotionen auf. #3 ähnelt #2 zwar sehr, doch zweifele ich, dass die Meisten Hörenden, mich eingeschlossen, der Form (Exposition, Durchführung, Reprise usw.) folgen können. Kein Wunder, Rachmaninow jongliert wild mit den Elementen. Für #4 geht der Komponist noch einen Schritt weiter. Er nimmt seine Elemente (einen großen Orchesterapparat, Virtuosität, große Emotionen, eingängige Melodien), aber generiert ein total zerlegtes Stück. Allein den Beginn müssen wir im Laufe des ersten Satzes dreimal hören, nicht weil er keine Übergänge in andere Stückteile schaffen kann, sondern weil er – was will uns der Komponist damit sagen – keine ordentlichen Übergänge schaffen will. Nach dem Motto: „Leute, ihr wisst, was ich kann. Ich will aber Neues schaffen und so bekommt ihr nicht die Kopie vergangener Stücke, ich heiße ja nicht Mozart. Gleichzeitig kann mich aber nicht von meinem Stil trennen.“

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