Monatsarchiv: August 2013

Continental Divide et al.

Für den großen Film „The Appartment“ schrieb Oliver Kalkofe schrieb eine Liebeserklärung in den DVD-Umschlag der SZ-Edition, die ihresgleichen sucht. Warmherzig, emphatisch, alles Schöne, was diesen Film ausmacht, konnte er auf einen Punkt bringen. Ich hoffe, irgendwann dasselbe auch für Continental Divide („Zwei wie Katz‘ und Maus“) machen zu können, bis dahin soll das nun Folgende ausreichen.

 John Belushi ist Ernie Souchack, ein Journalist für die Chicago-Sun-Times, die, ganz ohne Schmarrn, vor kurzen ihren legendären Filmkritiker Roger Ebert verlor, den ich hochachte, aber seine Meinung über Filme zwar häufig verstehe, aber nicht teilen kann, der, ein wenig Woodward-Bernstein-mäßig die kleinen großen Skandale in der Hauptstadt Illinois‘ aufdeckt. Geachtet beim Volk auf der Straße, geliebt von der Leserschaft, respektiert in der Redaktion, wird er von seinem leitenden Chefredakteur in die Rocky Mountains versetzt. Dort soll er für zwei Wochen bei einer Adlerforscherin zu bleiben, die seit Jahren in der Wildnis lebt, um die seltenen Tiere genauestens zu erkunden. Eine große Reportage soll daraus werden, Lust hat er dazu keine. Weiterlesen

Drei Filmkritiken im Hochsommer

Animal Kingdom

 Als ich das Quentin-Tarantino-Zitat las, das auf dem DVD-Umschlag abgedruckt ist, wusste ich, dass der Film gut würde. „Animal Kingdom“ zeichnet in kräftigen wunderschönen dunklen Farben ein komplexes Bild der Unterwelt Melbournes und vermag über die ganze zweite Hälfte des Filmes eine Spannung aufzubauen, die auch mit dem Schluss des Filmes nicht endet. Die Metapher des Königreichs der Tiere erzählt der wichtigste Polizist, der den jungen Joshua, welcher von seiner Familie nur J genannt wird[1], in ein Zeugenschutzprogramm überführen will. Nicht nur sind Joshuas Onkels in die Morde an zwei Polizisten verwickelt, die sie aus Rache an der Tötung einer ihrer Brüder im Zuge von Ermittlungen an Banküberfällen begangen haben. Sie töteten auch noch seine Freundin, die er auf deren Druck hin verlassen musste. Joshua sei in dieser Raubtierbande nur ein schwaches Tier, weil er noch so jung ist und bisher habe er eine schützende Hand über sich gehabt, so der Polizist. In diesen Dschungel, in dem einer dem anderen an die Gurgel geht, weil ein jeder vollkommen misstrauisch, ja regelrecht paranoid ist, wurde J nur geworfen, weil seine Mutter, die ihn vor all dem Nihilismus, der im Reichtum der Gangsterfamilie steckt, eigentlich beschützen wollte, durch Heroin starb. Dass er innerhalb dieses Geflechts aus Missgunst, Hass und Drogen nicht mehr sicher ist, versteht einzig der Polizist. Sonst suchte J nicht ausgerechnet bei der Person in der Familie Schutz, die ihn umbringen lassen wollte, einer Szene, wie sie nicht besser hätte inszeniert werden können. Das Grinsen des eingangs Erwähnten muss hinter beide Ohren gereicht haben. Doch der Film ist nicht unheimlich gut, wegen einzelner Momente. Er fängt gut an und steigert sich bis in das codaeske Ende, in dem der scheinbar Schwache um Hierarchiestufen aufsteigt, weil er sich der Sache selbst annimmt, wozu die Justiz nicht fähig war. Was den Film glaubhaft lässt, ist der Keim an Gutem, der mitten im düster gezeichneten Menschenbildes steckt. Fraglich ist, ob ich, ob andere Zuschauer die Personenkonstellation, die Logik des Films durchschaut hätten, hätte der Polizist diesen Vergleich mit dem Tierreich nicht gemacht. Nur so wird binnen Sekunden klar, dass in dieser Welt der Stärkere die Macht, das Sagen und das Leben in der Hand hat. Weiterlesen