Monatsarchiv: Mai 2010

Essen, Trinken, Wohnen (nein keine Pseudo-Wirklichkeitsserie auf vox (macht an), sondern ein Vorgeschmack auf diesen Blogeintrag)

Heute einmal möchte ich von den alltäglichen Dingen berichten. Nicht, dass meine bisherigen Einträge frei erfundene Notizen waren, aber ich dachte, jetzt ist es Zeit auch mal an die Substanz zu gehen. Es geht zuerst um das Essen. Danach wurde ich kurz vor meiner Abreise (und Abmeldung aus dem Bürgerbüro Konstanz) aus Deutschland am häufigsten gefragt. Damals ging mir alles, bloß nicht die Frage nach dem Essen durch den Sinn. Tausend Dinge waren für mich unklar, aber zu Essen gibt es immer und überall etwas dachte ich und ich lag richtig. Aber da ich ja in gut 80 Stunden in Mumbai ankomme und mir nun ebenfalls über die Gedanken über die kulinarische Seite Indiens machen muss, da ich ja nur eine Woche Zeit habe alles zu probieren, beginne ich die Wissbegierde nach Spezialitäten aus dem Orient zu verstehen. „In Saudi-Arabien habe ich aber ja so viel Zeit, da kümmere ich mich nicht explizit darum alle regionalen Bedeutsamkeiten der arabischen Halbinsel zu erkunden.“ war mein Credo der vergangenen Wochen. Jetzt muss ich aber etwas zum Besten geben und dabei fällt mir es nicht ganz leicht alles schmackhaft (haha) zu präsentieren. Das ist dasselbe Phänomen, wie wenn man jahrelang in einer Stadt wohnt, jeden Dezimeter Bordsteinkannte kennt, dann jemand zu Besuch kommt und man überhaupt nicht weiß was man dem Gast zeigen will. Gut ist es, wenn man eine Großstadt oder Heidelberg in der Nähe hat, dann fährt man halt da hin und schaut sich das bunte Treiben an. „Ich wohne jetzt schon so lange hier, aber habe noch keine Zeit gehabt mir das und das anzuschauen, gut dass du da bist“ und man kann den Besuch noch einmal willkommen heißen und gegebenenfalls auch umarmen. Wohnt man schon in der Großstadt, dann fährt man, weil man sich selbst ja auch Abwechslung gönnen will („Komm lass uns mal was anderes machen!“), ins Grüne. Wohnt man nun außerhalb einer Metropole und kann diese nicht erreichen, weil der Aufwand der Fahrt die Annehmlichkeiten des Besuchs übersteigt, muss man wohl Kaffee trinken und Kuchen essen. Wohnt man in einer Großstadt und kann nicht raus, weil es draußen nichts gibt, dann sieht es schlecht aus. Dann muss die Altstadt ran. Irgendwas Historisches wird es wohl geben. Ist auch die Geschichte unaufregend, dann muss wohl die eigene Bude her, Großstadtbuden bieten immer einiges. Weiterlesen

Die Ameisen nerven

Eigentlich habe ich noch gar nichts verarbeitet. Ich bin zwar jetzt ziemlich genau 8 Wochen in Saudi-Arabien (so lange war ich noch nie ohne Unterbrechung im Ausland im selben Land), habe mich eingelebt, doch Verarbeitung das ist doch eine andere Hausnummer. Bei der Bundeswehr bin ich ja in aller Regel jedes oder jedes zweite Wochenende nach Hause gekommen und hatte meine bekannten Leute um mich herum. Genauer gesagt hatte ich meistens dasselbe Ritual und es ging eigentlich ganz gut, auch wenn die Zeit deutlich langsamer umging als hier. Hier gibt es die Arbeit, das Leben in der Villa, das Leben auf dem Compound, das Leben in der Nachbarschaft beim Einkaufen und das Leben in Riad auf der Straße. Irgendwo in diesen Sphären bewege ich mich immer. Was ich hier mache, habe ich meistens zuvor noch nie woanders gemacht. Ich habe mir weder einen Anzug, Hemden noch ein „arabisches Gewand“ maßschneidern lassen, noch war ich Supermärkten einkaufen, die das Kilo Zucchini für ungefähr nen Euro anbieten und Zwiebeln die so süß sind, dass man sie roh essen muss für 50€-Cent. Ich habe hier zum ersten Mal die großartige Fernsehserie „The West Wing“ mit Martin Sheen (nein nicht der von der weniger großartigen Serie „Two and a half man“, sondern der Vater) gesehen und lieben gelernt, ich habe hier zum ersten Mal „Kaisers-Klassik-Kunde“ im Internet angeschaut, in der Woche für Woche der große Mann des deutschen Feuilletons auf unterhaltsame Weise sein Wissen preisgibt und zum ersten Mal habe ich eine Guave geöffnet und verspeist. Sie schmeckt wie seifige Honigmelone, aber mehr gut als schlecht. Weiterlesen

Hochoffizielles Dilbert Widget (sollte eigentlich rechts in die Leiste)

Man kommt kaum mehr hinterher

Ja, die Nacht auf Donnerstag hat es mal wieder in sich!

1) Neue Bilder sind online (zu finden unter Bilder)

2) Neue Kategorie wurde eingerichtet: Bild des Monats

3) Alte Kategorie wurde entfernt: Bild der Woche

4) Erste Umfrage hinzugefügt. Bitte unbedingt Ergbenis verzerren, Cookie/IP-Sperre ist rausgemacht!

5) Der Swimmingpool ist und bleibt der rettende Anker in meinem Leben, ich vermag es nicht auszudrücken.

Eine Wüste zur Desert

Vielen Dank für die zahlreichen Besuche der letzten Tage. Ich bin echt überrascht, dass so viele Leute so regelmäßig stöbern. Die Beziehung zwischen Autor und Leserschaft eines öffentlichen Online-Tagebuchs ist wohl eine besondere, jeden Tag besuchten in den letzten Wochen mindestens 10 verschiedene IP-Adressen 321heinz und viele erhofften sich wahrscheinlich neue Bilder. Die Bilder kommen bald, denn es gibt wieder einiges aus der Wüste zu berichten. Diesmal aber wirklich aus der Wüste. Wir sind letztes Wochenende rausgefahren und ich muss sagen das ist ein Erlebnis. Ich zwinge euch nichts auf, aber mir fehlt lediglich jegliche Kreativität bei der Formulierung des Erlebten: Das muss man mal gemacht haben! Besonders wenn man eben aus einer Stadt kommt, die außer Malls, verstopften Stadtautobahnen und einem Haufen unterbezahlter Ausländer (mich NICHT eingeschlossen) nicht viel zu bieten hat. Dort draußen aber gibt es nichts was stört. Keine Muezzine, die fünf mal am Tag für 10-60 Minuten rufen/singen/Töne produzieren, keine künstliche Beleuchtung, die den Blick auf die Sterne unmöglich macht und auch keine Ablenkung durch Elektronika jeglicher Bauart.

Das Naturerlebnis der besonderen Art war das Aufstehen am nächsten Morgen. Davor sind wir über eine Stunde durch das Nirgendwo geheizt, von der Autobahn abgefahren, haben Luft aus den Jeeps gelassen, sind dann noch ungefähr eine Stunde die Dünen hoch, die Düne runter gebraust, bis wir unser Quartier für die Nacht gefunden hatten. Jeeps abgestellt, Feldbetten aufgebaut, durch die Wüste geschlendert, hier und da versucht ein Fotomotiv einzufangen und die Dunkelheit auf sich wirken zu lassen. Gegrillt wurde über dem offenen Feuer, das ratzfatz Groß und Klein um sich versammeln ließ, gesungen wurden die Klassiker von Bob Dylan bis zu den Ärzten und erst als nach Mitternacht das Feuerholz sich zu Ende neigte waren auch die letzten verbliebenen gewillt, sich in die Heia zu machen. Weiterlesen