Schlagwort-Archive: ARD

Die olympischen Winterspiele

So richtig überzeugt war ich von den olympischen Winterspielen auch als Kind nur wegen meines Kindseins. Und so ist es auch dieses Jahr. Ein möglicher Grund könnte die enorme Zeitverschiebung sein, sodass mir aufgrund meines studentischen Tagesablaufes tatsächlich nichts anderes übrig bleibt, als immer nur Langlaufwettbewerbe (live) oder Highlights von Langlaufwettbewerben (nicht-live) zu gucken.

Snowboardcross vs. Rodeln

Wenn mal eine interessante Sportart kommt (Curling zb), dann spielen die so unaufgeregt, dass man gleich wieder wegschalten und schlecht erzogene Kinder in der amerikanischen Wüste beglotzen möchte. Snowboardcross hingegen, eine Sportart, die mehr gewürdigt werden müsste, ist sehr sehenswert. Denn sie bietet dem Zuschauer spannende Unterhaltung: Etwas Körpereinsatz, unmittelbare Konkurrenz, mittelhohe Geschwindigkeiten und hin und wieder eine überraschende Wendung, wenn z.B. das Board zu weit überdreht und der Führende auf den letzten Platz abrutscht. Dieser spannende Wettkampf lief ganze 10 Minuten in der ARD, dann war wieder irgendein Rodelwettbewerb dran. Was alles schlecht ist, im Vergleich zu Snowboardcross ist offensichtlich: Kein sichtbarer Körpereinsatz für Richtungsänderungen, keine direkte Konkurrenz, viel zu hohe Geschwindigkeiten und bis auf extreme Unfälle keine Wendungen. Wenn man hier schlecht startet, kann man sich die Medaille abhaken. Selbst mit digital eingezeichneten Optimallinien und allerlei „Statistiken“ (oder was man in Deutschland unter Statistik versteht), hat glaube ich nur für ein extrem abgegrenztes Publikum einen hohen Unterhaltungsfaktor. Natürlich könnte man an dieser Stelle Verschwörungstheorien spinnen, die da behaupten, dass der Deutsche Eiskanalverband die Öffentlich Rechtlichen Rundfunkanstalten (Endlich ohne Kerner) schmiert, also wie der Mövenpick die FDP.  Aber was hat der DEV davon? Bobfahren als Schulfach? Auch wenn wir Deutschen da in der Eisröhre erfolgreich sind, langweilig ist es auf Dauer trotzdem.

Shorttrack vs. Eisschnelllauf. Oder was macht die Deutsche Polizei da auf dem Eis?

Und auch Eishockey (GER-SWE) hat mich nicht vom Hocker gehauen. Der Puck ist im Fernsehen nicht zu sehen, andauernd klatschen gepolsterte Männer gegen Plexiglas und wenn sie zu schnell geklatscht sind, dann muss der Schubser vom Feld. Deutschland hatte zwar mit zwei Pfostentreffern auch Pech, aber trotzdem kein Vergleich zu Handball im Fernsehen, da gibt’s wenigstens etwas Haut zu sehen. Am besten fand ich noch die Shorttrack-Wettbewerbe. Dass die Koreaner hier dominieren, kein Wunder, so ne künstliche Sportart ist perfekt für ein Land mit mehreren Fernsehsendern, die nur Computerspielkämpfe übertragen. Shorttrack-Wettbewerbe eignen sich gut für das Fernsehen, denn fast alle Bedingungen wie beim Snowboardcross sind gegeben: Fünf Kontrahenten gemeinsam auf dem Eis, enge Kurven, Stürze, Taktik, kurze Strecken. Bei Eisschnelllauf: Ganze zwei Fahrer über ne halbe Stunde, eine davon kommt aus Nordkorea, damit wenn sie wieder von der holländischen Weltrekordlerin überrundet wird, die Kommentatoren gleich den sportlichen Weltfrieden herbeischwören können. Doch sollte man bei Shorttrack fähige Kommentatoren vor das Mikrofon setzen. Der deutsche Sprecher  ist das nicht: Er hat praktisch nicht über den Wettkampfverlauf geredet, sondern mehr davon, dass ein achter Platz vom mehrfachen deutschen Meister (der im damaligen Vorlauf von Platzt auf Platz vier abgerutscht ist) bei den letztjährigen Europameisterschaften in Ljubljana ein großer Erfolg war und dass man (also er) es jetzt hier ruhig angehen lässt, schließlich ist es das letzte  Turnier in seiner langen Karriere und die lässt er nun ausklingen. Ganz super, das ist Olympia, das ist der sportliche Gedanke: Mögen die anderen gewinnen. Naja aber die Shorttracker erinnerten mich dank ihrer Helme an deutsche Polizisten auf dem Fahrrad, denn nur Vorbild kann sein, wer auch Helm trägt.