Einleitung – Hier ich gern

Ein turnschuhtragender Moderator des MOMA‘s (des Morgenmagazins in den Öffentlich Rechtlichen, nicht zu verwechseln mit dem Museum Of Modern Art) sagte einmal in einer sonntagabendlichen Erzählrunde im Westdeutschen Rundfunk, Wagner sei für ihn wie Heavy Metal. Diese Aussage ist so unoriginell, wie ein als Opernrequisit verwendeter 3½ -Meter-Phallus oder wie das darauffolgende Herunterkippen eines Bieres ohne Glas in der Pause zwischen Akt 1 und 2 um die langweilige Inszenierung („Nicht schon wieder ein 3½ Meter-Phallus!“) zu ertragen, jedoch steckt in ihr auch der verzweifelte Versuch die Schönheit, der immer noch elitär wirkenden Welt des romantischen Singspiels, „den Massen“ auf coole Art zu vermitteln. Oder er dient schlicht und ergreifend dem Zweck sich bei Götz Alsmann in Zimmer frei! ein bisschen wichtig zu machen, damit der dann in die Kameras sagen kann „Hui der Cherno Jobatay, siehst du Christine (gemeint ist „die Westermann“) ist ja genauso ein wildes Huhn wie ich!“. Und dass die Studiogäste nach der Aufzeichnung den Daheimgebliebenen gleich 2 Dinge erzählen können. Nicht nur, dass das Studio in echt ja viel kleiner ist, als man sich das so vorstellt, sondern eben auch:

„Höhö, Wagner ist für den ja wie Metal, das is ja ein Ding, höhö und der Alsmann findet das gut, aber der war ja schon immer so!“

„Und seine Frisur erst!“

„Wessen?“

„Ja die vom Alsmann!“

„Ach so.“

Doch was klingt ausgereifter und ist ein griffiger Slogan, mit dem man die künftige Generation von Rentnern schon heute vor die Bühnen Deutschlands (Theater muss sein!) holen kann? Die PR-Abteilung eines fast jeden deutschen Theaters tut mir Leid. Weniger Geld von Väterchen Staat, ergo keine großen Kampagnen in Funk und Fernsehen, ergo keine neue Kundschaft. Ein zu bedauerndes Leben führen auch die Esstisch- und Geldbeutel-Lobbyisten. Nie sah ich auch nur einen Werbespot zu einem dieser beiden Produkte. Doch Moment, es gab einmal eine IKEA-Werbung für einen Esstisch, die machte allein den Esstisch schmackhaft, ohne dass auch nur ein Radieschen oder gar ein Leberknödel auf ihm rollte. Aber IKEA-Werbungen zählen nicht. Jeder mag IKEA und jeder mag Horst Köhler.

Also bemitleiden wir wieder lieber die armen Schweine des Geldbeutelsyndikats und eben deren Bemühungen die Leute für ihre Wildleder-Portemonnaies zu umwerben. Der hat hier gut reden höre ich es – das Syndikat – schon murren, wie soll man auch so einen alltäglichsten Gebrauchsgegenstand beliebt machen? (Alltäglich kann man zwar nicht steigern, aber klingt dennoch besser, als der Ausdruck „in keinster Weise“, die in letzter Zeit inflationär gebraucht wurde)

Allein der Einkauf von Geldbörsen macht keinen Spaß. Man steht entweder auf Weihnachtsmärkten in der Kälte oder in Kaufhäusern in der Hitze vor aufgereihten Geldbeuteln, die sich nur minimal zwischen dunkelblau, anthrazit und schwarz unterscheiden. Hellbraune Exemplare sind die Ausnahme und eigentlich auch der Notanker. Aber bevor man den Notanker wirft, muss erst der Rest des Geldbeutelpools durchschnorchelt werden. Jeder Geldbeutel wird geöffnet, aufgeklipst, angegrabscht, genauestens untersucht und dann denen die einen beim Einkauf begleiten gezeigt und diskutiert, bevor man den nächsten aufklipst, angrabscht und genau an und reinschaut. Bisher hatte ich immer Glück, ich musste mir noch nie einen Geldbeutel kaufen, bisher wurde ich nämlich immer gerade noch rechtzeitig beschenkt.

Sicherlich macht es den Mädchen und Frauen auch noch Spaß solche Sachen zu besorgen. Egal ob im relaxten und zugleich wunderwunderschönen Sommerurlaub auf Bali (Jetzt auch gut und günstig bei Aldi (Nord oder Süd?)), wo man hochinteressante und so schöne Staubfänger für seine Liebsten mitbringt. Mir hingegen bereitet es die größte Freude Musik einkaufen zu gehen. Egal ob im In- oder Ausland, Musik ist eine Sprache die verbindet. Jeder spricht sie, jeder versteht sie. Zumindest bis zur Kasse, dann muss man lokale Sprachkenntnisse und Bargeld vorweisen können. Wenn beides nicht vorhanden ist, dann beginnt der eigentliche Spaß beim Musikkauf. Ich spreche hier aus eigener Erfahrung. Man muss ja nur mal den ersten Schritt wagen. Dieselbe Sprache wählen hilft bei der Überwindung der meisten Probleme und führt bei ungleichen Kenntnissen zu allgemeiner Auflockerung. Ich empfehle die deutsche Sprache, versteht auch jeder in Holland, in Österreich und in ausgewählten Schweizer Kantonen, denn schon seit Jahrhunderten sind wohl wir die führende Musikernation. Imageschäden haben wir zwar nicht erst seit einem Vokuhila-Duo, aber Scooter Rammstein und Bartholdy können sich ja in der Welt mit ihren tiefsinnigen Texten hören lassen. Sehen lassen weniger, denn erst genannte haben eine abgefahrene Bühnenshow, die pyrotechnisch den Chinesen Konkurrenz macht. Und wir wollen ja nicht mit Feuerwerkern konkurrieren sondern mit Musik. Felix Mendelssohn Bartholdy lässt sich nicht gut anschauen, denn sein Grab verwildert in Berlin-Kreuzberg. Der Grabstein sinkt wie der Schiefe Turm von Pisa immer weiter in die Erde hinein. Außerdem ist er ja schon tot. Im abstrakten Sinne natürlich. Das macht es auch schwerer ihn anzuschauen. Auch ein gern benutztes Wort. Abstrakt. Nicht wenige Leute würden jetzt ihre meist lange zurückliegenden Lateinkenntnisse auskramen und sagen, dass das Wort aus dem Lateinischen kommt. Ab und trahere, was jeweils soviel bedeutet wie…Dieses Wissen schindet Eindruck vor allen Nicht- oder Kurz-Lateinern oder auf Vierzigsten Geburtstagen („Man, bin ich alt geworden!“), aber zu mehr als besserem Sprachverständnis ist Latein doch wirklich nicht gut. Läse jetzt ein Altphilologe diesen Text, würde er mich am liebsten historisch und wissenschaftlich korrekt und viel Freude und vielen Frauen und mit ein paar großen und vielen klitzekleinen Kieseln steinigen.

Doch auch allen anderen Berufsgruppen gebe ich auf den folgenden Seiten diese Möglichkeit. Sollen sie ruhig machen, werden schon sehen, was sie davon haben. Genug der einführenden Worte, jetzt geht’s los mit Geschichten, die nur so voller Lebenskraft strotzen und Lebenssaft protzen.

Kommentierung erwünscht (aber bitte ersichtlich machen, wer da schreibt, wir sind hier nicht tagesschau.de)

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